Gleichgewichtstraining bei Parkinson
„Warum soll ich bei Parkinson mein Gleichgewicht trainieren, wenn ich noch gar keine Probleme damit habe?“
„Gleichgewichtsübungen? Nein, danke! Dabei könnte ich hinfallen.“
Die Meinungen und Gedanken rund um das Thema Gleichgewichtstraining oder Gleichgewichtsübungen bei Parkinson sind vielfältig. Warum solltest du etwas üben, wenn es dir Panik bereitet? Oder wann solltest du anfangen zu üben, wenn du überhaupt keine Probleme mit dem Gleichgewicht hast?
Gleichgewichtsschwierigkeiten bei Parkinson
Gleichgewichtsschwierigkeiten entstehen beim idiopathischen Parkinson-Syndrom oft erst im Laufe der Erkrankung. Das kann nach einigen oder vielen Jahren sein. Beim atypischen Parkinson-Syndrom hingegen können Gleichgewichtsprobleme auch schon früh ein Problem sein. Plötzliches Umfallen ist nicht selten.
Stürze sind bei allen Parkinson-Syndromen ein hohes Risiko!
Gleichgewichtssinn im Alter
Wenn du älter wirst, verschlechtert sich unter Umständen dein Gleichgewichtsinn ohnehin. Das hängt häufig mit dem Gleichgewichtsorgan im Ohr zusammen. Im Dunkeln bist du dann unsicherer als früher. Oder du brauchst nach dem Aufstehen einen Moment, um dich zu sortieren. Für Letzteres können kleine Kristalle im Gehörgang verantwortlich sein. Ein Bewegungsmanöver kann dir helfen, um dich auf eine unangenehme aber rasche Art und Weise vom Problem zu befreien.
Warum Gleichgewichtsstörungen bei Parkinson gefährlicher sind
Anders ist es aber bei Gleichgewichtsstörungen, die aufgrund von Parkinson auftreten. Diese Störungen bleiben und können zu schweren Stürzen führen. Da auch die Auffang- und Schutzreaktionen gestört sein können, ist ein Sturz bei Parkinson besonders gefährlich. Am besten wäre es, dich von Anfang an davor zu bewahren.
Fang früh mit einem Gleichgewichtstraining an!
Was bei Parkinson und (drohenden) Gleichgewichtsstörungen tun
Sorge, wenn du Parkinson hast und sich Gleichgewichtsstörungen schon vage abzeichnen, rechtzeitig mit regelmässigen Übungen vor. Dadurch kannst du den Verlauf verzögern und den ersten Sturz weiter aufschieben.
Durch einen Sturz steigt das Risiko, dass du in Zukunft ängstlicher und verhaltener unterwegs sein wirst. Es kann zum Vermeiden von alltäglichen Aktivitäten kommen. Die Angst, im Freien zu fallen, ist oft noch größer. Damit raubst du dir einen großen Teil deiner Freiheit. Deine Lebensqualität nimmt ab. Darüber hinaus baut auch deine Muskulatur ab und dein Gleichgewicht verschlechtert sich.
Beim Gleichgewichtstraining geht es darum, deine Fähigkeiten zu schulen. Das kannst du auf verschiedene Arten tun.
Ziel des Gleichgewichtstrainings ist es, die Aufnahme der sensorischen Reaktion und entsprechender Reaktion darauf zu beschleunigen. Dies geschieht, indem du möglichst oft und unterschiedlich Reize ausübst und gegensteuerst.
Sprich, Training ist schon das Gegenteil von dem, was du bei Angst vor einem Sturz oder nach einem Sturz am liebsten tun würdest. Beim Training suchst du gezielt die Reize auf und stellst dich deinen Schwierigkeiten.
Wichtig beim Gleichgewichtstraining ist, die Anforderungen zu verändern, damit dein Körper lernt, darauf zu reagieren.
Außerdem führt ein kombiniertes Gleichgewichts- und Krafttraining zu messbaren Verbesserungen. Leider lässt der Trainingseffekt rasch nach, wenn du das Training nicht fortsetzt.
Welche Trainingsmaterialien kommen für ein Gleichgewichtstraining in Frage?
- Glatter Boden
- Normale Hindernisse
- Unebenheiten
- Stufen
- Wackelige Unterlagen
Ein einfaches Training kann bei dir in der Küche oder im Wohnzimmer starten. Besonders wenn du unsicher bist und dein Gleichgewicht schon eingeschränkt ist, kann ein sicherer Ort mit einfachem glatten Boden ideal für dich sein. Du kannst hier einfache Übungen im Stand machen oder auch Ausfallschritte, Krafttraining mit dem körpereigenen Widerstand oder auch Laufübungen machen.
Im nächsten Schritt ist es möglich, dass du dich den haushaltsüblichen Hindernissen stellst. Schau dich in deinem Alltag um. Wo sind hier die Stolperfallen? Wo kämpfst du regelmässig mit dem Gleichgewicht? Das kann der glatte Boden im Bad sein oder der rutschige Teppich. Dir fällt bestimmt etwas ein. Hier kannst du ganz gezielt trainieren.
Aber auch für schwierigere Übungen kannst du dir gezielt Unebenheiten suchen. Auf einem unebenen Untergrund wie dem Rasen oder Kies kannst du die Übungen machen, die du beim einfachen Training sicher beherrschst. Auch Stufen eigenen sich, um den Trainingseffekt zu erhöhen.
Später oder auch früher, je nachdem wo du stehst oder wie schnell du vorgehen möchtest, kannst du mit wackligen Unterlagen arbeiten. Es gibt Materialien, die du auch verwenden kannst, wenn du schon leichte Gleichgewichtsstörungen hast. Außerdem ist ja nicht gesagt, dass du beim Üben zu Hause keine Hilfe annehmen darfst!
Trainingsmaterialien für das Gleichgewichtstraining bei Parkinson
Ich möchte an dieser Stelle einen kurzen Einblick in die geläufigen Trainingsartikel geben. Dies ist keine umfassende Sammlung und es geht nur um die Geräte, die du zu Hause auch „leicht“ verstauen kannst. Darüber hinaus teile ich meine Erfahrungen mit den genannten Materialien. Schau im Einzelnen selbst, was für dich funktioniert und was zu dir passt.
Minitrampolin
Das Minitrampolin steht sehr stabil und ist zum Üben bei Parkinson ganz gut geeignet. Es nimmt allerdings zu Hause recht viel Raum ein und das Auf- und Absteigen muss mit Bedacht geschehen, da du leicht an der Federabdeckung hängen bleiben kannst. Wenn du schon wackelig auf den Beinen bist und leicht stolperst, würde ich ein anderes Instrument wählen.
Balance- oder Ballkissen
Eigentlich ein wunderbares Trainingsmaterial, mit dem ich viel und gerne arbeite. Allerdings ist es bei Parkinson mit Vorsicht zu genießen. Die Kissen können wegrutschen und das Stehen mit beiden Füßen auf einem Kissen fällt Betroffenen ggf. schwer. Bei der Anwendung von zwei separaten Kissen vergrößert sich wieder die Rutschgefahr. Ein Doppelkammersystem sieht bei Parkinson deutlich sicherer aus. Je nach Füllgrad ist das Training verglichen mit anderen reizarmer.
Bei fitten Patienten eignet sich zum Beispiel auch der Jumper von der Firma Togu. Dieser ist sehr anspruchsvoll, steht auf der harten Seite auch stabil und kann zur Steigerung der Anforderung umgedreht werden.
Matten wie z. B. das Balance Pad
Hier bekommst du ein wohldosiertes, aber dafür auch sicheres Training. Es ist gut geeignet, wenn du ängstlich bist oder eine erhöhte Sturzgefahr hast. Häufig musst du zum Üben deine Schuhe ausziehen, sonst beschädigst du die Matte. Wenn du fit bist, ist die Dosis vermutlich zu niedrig.
Kreisel
Beim Kreisel kommt es stark auf den Kreisel selbst an. Es gibt Kreisel, die gut auf dem Boden stehen und andere, bei denen Gesunde schon sturzgefährdet sind. Achte auch auf den Untergrund, auf dem du übst.
Das Auf- und Absteigen ist immer ein heikler Moment. Aber das Gerät ist gut verstaubar und gibt sich verändernde Reize.
MFT-Brett
Sicherer und zum Aufsteigen meistens auch niedriger als der Kreisel ist das MFT-Brett oder ähnliche Konstruktionen. Mit diesem Brett kannst du vielfältige Übungen machen. Allerdings investierst du hier auch ein paar Euro mehr als bei einem einfachen Kreisel.
Im untenstehenden Video kannst du dir das MFT-Brett aus der Nähe anschauen.
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P.S. : Im Mitgliederbereich findest du noch weitere Übungen.