Long COVID Behandlung: So findest du die passende Hilfe - selbst wenn du heute noch völlig verzweifelt bist
Keiner weiß was. Jeder hat was! Sei es ein kluger Ratschlag oder ein hochpreisiges Angebot, das dich angeblich in wenigen Wochen heilen kann.
Als hättest du selbst noch nichts ausprobiert!
Du musst ja nur wollen. Du musst dich nur genug anstrengen. Du brauchst nur die richtige Einstellung. Eine Affirmation. Drei Worte nur.
Und während du das liest, hat es dich schon wieder erwischt!
Dir tut der Kopf weh. Du bist völlig erschöpft. Du kriegst keine Luft mehr. Deine Symptome verschlimmern sich wegen Peanuts.
Und dann?
Fangen wir doch erst mal vorne an.
Du bist schlecht belastbar. Es gibt vielfältige Angebote und Tipps. Du weißt nicht mehr, was richtig und was falsch ist. Dabei ist deine größte Angst, dass alles so bleibt, wie es ist. Oder der größte Horror: Es wird sogar noch schlimmer.
Die unterschiedlichen neuen Therapieansätze verunsichern dich. Daher zeige ich dir in diesem Artikel meinen Blick auf die Behandlungsmöglichkeiten von Long COVID und ME/CFS. Am Ende erkläre ich dir auch, was du selbst zu hause tun kannst. Oder bist du gerade völlig verzweifelt? Dann bleib auf jeden Fall bis zum Ende dran.
Nicht ignorieren: Diese x Anzeichen bedeuten, dass du zum Arzt solltest!
Hast du die Diagnose Long COVID schon erhalten? Oder stehst du noch ganz am Anfang?
Diese Anzeichen solltest du länger als Wochen nach einer COVID-19 Infektion nicht hinnehmen:
- Du bist müde und schlapp.
- Du belastest dich nur leicht und alles wird schlimmer.
- Wenn du aufstehst, schlägt dein Herz heftig.
- Du kannst dich kaum bücken, ohne dass dir schwindelig wird.
- Du kriegst kaum Luft und der Husten geht nicht weg.
Lass diese Symptome unbedingt vom Arzt abklären. Sprich: Diagnostiziere dich nicht selbst!
Das ist wichtig, weil du am Anfang die Folgen deiner Erkrankung noch nicht absehen kannst.
Wenn du diesen Beitrag liest, hast du die Diagnose vielleicht schon ein paar Wochen, Monate oder sogar Jahre. Dann sieht die Sache vielleicht anders aus. Du warst schon unzählige Male beim Arzt.
Doch wie geht es jetzt weiter? Es muss doch irgendwie weitergehen!
Deine Waffe gegen Long COVID: Medikamente, die dir helfen können
Nimmst du schon Medikamente? Wenn sich dein Zustand nach der Corona-Infektion über Wochen und Monate nicht bessert, dann vielleicht schon. Bei Schmerzen ist dies meistens selbstverständlich.
Inzwischen gibt es sogenannte Off-label Medikamente. Diese sind eigentlich für andere Erkrankungen gedacht. Möglicherweise sind sie aber auch gegen deine Symptome hilfreich. Sprich mit deinem Arzt darüber, was für Möglichkeiten es gibt und welche für dich sinnvoll sein können.
Da ich Physiotherapeutin bin, kann und darf ich hierzu keine näheren Angaben machen und dich beraten.
Diese anderen therapeutischen Verfahren versprechen Hoffnung: Können Sie sie aber auch halten?
Bei jeder Behandlung muss man Kosten, Nutzen und Risiko gegeneinander abwägen. Viele Long COVID Erkrankte hoffen darauf, dass es eine Therapie geben wird, die ihre Beschwerden restlos beseitigt. Bisher scheint es keine wissenschaftlich überzeugende Therapie zu geben.
Das Problem bei Long COVID ist aber derzeit, dass die Ursache nicht klar ist.
Es ist möglich, dass dein Körper auch über drei Monate nach der Corona-Infektion:
- in einzelnen Organen gegen den Corona-Virus kämpft,
- andere Viren abwehren muss, die während des Infekts aktiviert wurden,
- einen niedrigen Blut-Sauerstoffgehalt hat,
- über ein geschwächtes Immunsystem verfügt,
- auf die überschießende Reaktion des Immunsystems einwirken muss,
- Durchblutungsstörungen in den kleinen Blutgefäßen hat und/ oder
- das Bindegewebe geschwächt ist.
Solange nicht geklärt ist, woher deine Symptome kommen, kann eine Therapie, die auf die Ursache einwirken soll, nur ausprobiert werden.
Trotzdem gibt inzwischen viele Kliniken, Ärzte und andere Anbieter, die eine Besserung versprechen. Bedenke, dass die Methoden überwiegend experimentell sind. Es kann wirken, muss aber nicht. Und es wirkt auch nur, wenn die Therapie zu der Ursache passt, die du ja derzeit noch nicht kennst.
Für viele Therapiemaßnahmen ist die Studienlage noch dünn. Die Ergebnisse beruhen auf Erfahrung. Und einige Methoden haben auch Risiken.
Diese Methoden werden häufig genannt:
- Gabe von intravenösen Immunglobulinen
- Plasmapherese/ Blutwäsche (bisher kein Beweis der Wirksamkeit)
- Sauerstoffbehandlung (Wirkung unklar)
- Immun- Aphrese (Wirkung unklar)
- Magnetfeldtherapie
- Kältetherapie/Kältekammer
- Darmsanierung
- Nahrungsergänzungsmittel (NEM)
Fit werden nach Long COVID: Rehabilitation, die dir hilft, wieder auf die Beine zu kommen
Wenn du wegen Corona im Krankenhaus auf der Intensivstation warst, bist du vermutlich im Anschluss in der Reha gewesen.
Hattest du nur einen milden Verlauf? Die Probleme traten erst danach auf? Du kannst seitdem nicht mehr arbeiten? Oder es verbessert sich einfach nichts? Dann kann dir eine Reha helfen, wieder auf die Beine zu kommen.
Zu den Rehamaßnahmen gibt es unterschiedliche Erfahrungen im Netz. Anfangs wurden manchen Erkrankten, die unter Belastungsintoleranz litten, aus Unwissenheit überfordert. Später wurde es dann besser. Die Erwartungen an eine Reha sind hoch. Das liegt auch daran, dass der Zustand für Viele kaum zum Aushalten ist.
Doch mal ehrlich: Deine Belastbarkeit ist niedrig und dein Körper braucht lange, um sich zu erholen. Deshalb kannst du nur wenig mitmachen. Was soll sich dann innerhalb von ein paar Wochen verändern?
Eine Reha ist schnell zu kurz. Daher ist es wichtig, dass du dir viele Tipps mitnehmen kannst. Damit kannst du zu Hause besser zurechtkommen.
Zurück ins Leben: Wie ambulante Versorgung dich unterstützt
Auch zu Hause gibt es einige Möglichkeiten, die dir helfen können, fitter zu werden. Was notwendig ist, hängt von deinen persönlichen Problemen, Bedürfnissen, Zielen und natürlich deiner Belastbarkeit ab.
Kannst du das Haus verlassen oder bist du dann schon überfordert?
Bist du in der Lage, vom einem Therapeuten zu profitieren, der zu dir nach Hause kommt?
Abhängig davon können folgende ambulante Therapien und Maßnahmen sinnvoll sein:
- Physiotherapie
- Logopädie bei Sprech- und Schluckstörungen
- Ergotherapie (kognitives Training, Schulung der Feinmotorik)
- Rehasport/ Funktionstraining (Förderung der Belastbarkeit)
- Verhaltenstherapie (Coping-Strategien, Schmerzbewältigung, besserer Umgang mit der Erkrankung, Stressreduktion)
Was kann dir bei Long COVID Physiotherapie bieten?
- Atemtherapie
- Entspannungsübungen
- Faszientraining
- Gangschule
- Gleichgewichtsübungen
- Anpassung von Kompensationsstrategien und Verhaltensaspekte
Mit folgenden 4 Punkten habe ich außerdem gute Erfahrungen gemacht:
- Achtsame Ganzkörperübungen
- smovey-Übungen
- Funktionsorientiertes Training
- Pacing im Training einzubauen
Dein Plan für Zuhause: Tipps und Tricks, um selbst aktiv gegen Long COVID anzugehen
Eine anhaltende Überbelastung kann die Symptome erhalten. Das heißt aber nicht, dass du nichts mehr tun solltest.
Halte dich an die 3 P-Regel:
Pacing, Planen, Priorisieren!
Pacing wird bei Belastungsintoleranz angewendet. Eine Überbelastung solltest du unbedingt vermeiden. Das bedeutet, dass du deine Energie gut einteilst. Mache regelmäßig Pausen. Bewege dich z. B. auch langsamer.
Indem du deinen Tag planst, kannst du deine Energie besser nutzen. Das kann dir beim Üben helfen, aber auch im Alltag.
Beispiel einer Mini-Trainingseinheit: Du machst weniger als eine Minute mit den smoveys kleine Ausfallschritte, dann bleibst du stehen und machst für ein paar Schwünge den Brustöffner. Zum Schluss schwingst du locker um dich herum.
Beispiel Alltag: Du bringst einen Korb Wäsche nach oben, indem du den Korb zwischendurch auf den Stufen absetzt. Oben setzt du dich hin und sortierst im Sitzen einen Teil der Wäsche ein.
Priorisieren ist deshalb wichtig, weil du auf die Art und Weise natürlich nicht alles schaffen kannst. Der Tag ist schnell rum. Alle Aufgaben längst nicht bewältigt.
Überlege dir daher, was dir wirklich wichtig ist.
Ich habe für mich eine einfache Regel gefunden: Alles, was stinkt zuerst.
Beispiele:
Müll stinkt. Dreckige Wäsche stinkt. Wenn ich nicht beim Pferd war, stinke ich. Und meine Kinder sind stinkig, wenn sie nichts zu essen hatten.
Was stinkt bei dir zuerst?
Wenn es dir etwas besser geht, kannst du dich natürlich auch fragen, worauf wäre ich heute stolz? Oder was würde mir heute eine Freude machen und mehr Energie geben?
Mit dieser Strategie kannst du langsam besser im Alltag zurechtkommen. Es ist gleichzeitig ein funktionelles Training.
Wie kannst du deine Belastungsgrenze definieren?
Achte auf deine Symptome. Werden sie mehr? Hast du grippeähnliche Symptome? Werden die Schmerzen - egal ob konkret im Rücken oder allen sogar in allen Muskeln oder Gelenken - mehr? Sind deine Arme oder Beine schwer oder eher im Gegenteil? Fühlen sie sich weich an und irgendwie zittrig? Merkst du, dass der Gehirnnebel stärker wird?
Das alles wären schon Anzeichen einer Überforderung. Versuche, diese Anzeichen zu vermeiden. Bleibe möglichst wertfrei und versuche dich nicht aufzuregen.
Ja, das ist leichter gesagt als getan. Doch Aufregung und Stress verstärken die Symptome.
Hilfreich kann es auch sein, nach messbaren Dingen zu suchen. Du kannst z. B. deinen Puls messen und eine Herzfrequenz festlegen, die du nicht überschreiten willst.
Auch festgelegte Strecken oder die Dauer einer Tätigkeit kann dir helfen. Ebenso können dir Routinen Sicherheit geben.
Mein Tipp für deine Behandlung
Dein Hausarzt ist dein erster Ansprechpartner. Fachärzte und andere Long COVID-Experten können die Behandlung ergänzen. Leider gibt es bis heute noch keine wissenschaftlich erwiesene Therapieempfehlung. Es hat sich gezeigt, dass Pacing sehr wichtig ist.
Doch wie kannst du dieses richtige Maß finden und Schritt für Schritt leistungsfähiger werden?
Lerne, wie du Schritt für Schritt besser mit Long COVID leben kannst. Hole dir einfach Regeln zum Kennenlernen.