September 1

Parkinson-Training: Diese 12 Fehler solltest du unbedingt vermeiden!

Nichts ist mehr so, wie es mal war. Du bist längst nicht mehr so unbeschwert wie früher, wenn du die Diagnose Parkinson erhalten hast. Im Laufe der Zeit werden die motorischen Parkinson-Symptome belastender. 

Dein Körper ist steifer und unbeweglicher als früher. Du kommst nicht mehr so schwungvoll die Treppe hinauf wie früher. Dein Alltag fällt dir schwerer und du brauchst mehr Zeit.

Vielleicht fällt dir auch schon das Gehen schwer oder du hast Angst zu fallen.

Genau deshalb ist es wichtig, dem Parkinson frühzeitig entgegenzuwirken.

Ein Training bei Parkinson kann dir helfen, die Parkinson-Symptome zu lindern. Gleichzeitig birgt ein Training auch die Gefahr, es nicht richtig zu machen. Dadurch könnten sich die Symptome verschlechtern und Off-Phasen verstärkt werden.

Als Physiotherapeutin habe ich 12 Fehler enttarnt, die Parkinson-Erkrankte beim Training machen.

Parkinson Training: Was ist das? 

Ein Training bei Parkinson besteht aus gezielten Übungen. Du kannst damit z. B. lernen, wie du besser mit Off-Phasen umgehst oder diese vorbeugst. Aber auch lockernde und kräftigende Übungen können dir helfen. Damit kannst du leichter arbeiten oder im Haushalt und Garten aktiv sein. Sinnvolle Übungen können dem Verlauf von Parkinson entgegenwirken und dich vorbereiten. Damit lassen sich einige Beschwerden deutlich verbessern.

Bleibe mit einem Training beweglich, stark und im Gleichgewicht. Wichtig ist, dass du so lange wie möglich sicher gehen kannst. Auch die Koordination lässt sich im Training gezielt schulen. Damit kannst du auch komplexere Bewegungsabläufe noch lange bewältigen. Schmerzen und Verspannungen kannst du mit den passenden Übungen lindern und oft auch vermeiden.

Um die Komplexibilität der Erkrankung einfach im Blick zu behalten, habe ich die LAUF-Methode entwickelt. Darin ist alles enthalten, was bei Parkinson wichtig ist.

LAUF steht für Locker, Aufrecht, Unterwegs und Frei. 


Warum ist ein Training bei Parkinson wichtig?

Wichtig beim Parkinson-Training ist, dass die Übungen wirklich zu dir, deiner Situation und deinem Ziel passen. Deshalb findet bei mir kein Training statt, ohne dass ich dies analysiere.    

Bei meinen Live-Trainings siehst du immer wieder, dass ich innehalte und beobachte, wer was wie macht. Auch die Gespräche vorher und nachher sind mir sehr wichtig. 

Weil ich nicht jeden Parkinson-Erkrankten selbst trainieren kann, habe ich den Trainingsbooster für die Mitglieder des Online-Trainingsbereichs geschaffen. Dort ist Platz für Fragen und die Analyse von möglichen Fehlern. Denn es geht im Training darum, die Zeit und Energie so effizient wie möglich einzusetzen.

Auf die richtige Wirkung kommt es an. Und viele Studien geben inzwischen einen Grund zur Hoffnung. 

Die Symptome von Parkinson scheinen mit Physiotherapie beeinflussbar zu sein. Kraft- und Laufbandtraining haben einen zusätzlichen Effekt. Aber auch Sportarten wie Yoga haben einen günstigen Einfluss auf nicht-motorische Symptome.

Damit du von meinem Wissen und den langjährigen Erfahrungen profitieren kannst, nenne ich dir hier die 12 häufigsten Fehler.


12 Fehler beim Training mit Parkinson

Zu viel

Es gibt zahlreiche Parkinson-Erkrankte, die strengen sich besonders intensiv an. Einige Studienergebnisse könnte man so interpretieren, dass du dich möglichst anstrengen solltest. Doch du kannst es auch übertreiben.

Achte darauf, dich nicht zu überlasten. Übungen sollten nicht zu intensiv sein oder dich kognitiv überfordern. Auch zu viele Übungen machen keinen Sinn. Wähle stattdessen lieber gezielte Übungen aus, die dich im Training weiterbringen.


Zu wenig

Natürlich ist es auch nicht sinnvoll, wenn du dich zu wenig belastest. Damit ist der Trainingsreiz womöglich nicht hoch genug, um das Gewebe zu stärken.

Aber auch zu wenig Übungen können die Wirkung abschwächen. Es ist wichtig, dass du unterschiedliche Trainingsreize nutzt. Spielst du "nur" zwei Mal pro Woche Tischtennis? Oder machst du ausschließlich einmal pro Woche Krafttraining? Oder gehst du lediglich mehrmals pro Woche zwanzig Minuten walken? Dann reicht das nicht aus! 

In einem umfassenden Trainingsplan sind alle erwähnten Methoden hingegen sehr gut geeignet. 

Auch der Gedanke “Ich beweg mich doch schon so viel” kann trügerisch sein. Überprüfe ihn bitte einmal objektiv.


Zu lange

Wenn du zu lange und zu viel an einem Stück übst, kann dein Körper überfordert werden. Auch das hartnäckige Üben in Off-Phasen kann wirkungslos sein. Grundsätzlich gilt aber, dass die Ergebnisse analysiert werden sollten, bevor man voreilig falsche Schlüsse zieht.


Zu kurz

Wenn du deine Übung zu kurz ausführst, kann der Effekt reduziert werden. Das beobachte ich besonders oft beim Dehnen. Noch bevor das versteifte Gewebe wirklich nachgegeben hat, wird die Übung beendet. 

Aber auch das Gehen kann anstrengend sein. Lange Strecken werden in dem Fall z. B. vermieden. Oder das Gehtraining wird beendet, sobald es zu anstrengend wird, statt eine Pause einzulegen. 

Auch beim Krafttraining wird gerne geschummelt. Hier werden allerdings oft die Bewegungen mit jeder Wiederholung meistens unbewusst kleiner. Da kostet es schon viel Aufmerksamkeit, um die Übungen korrekt auszuführen.


Übungen falsch ausgeführt

Eine Übung ist immer eine Übung. Bleibe deshalb stets achtsam und wertfrei. Lerne, jede Übung immer besser auszuführen. Doch gerade bei Parkinson ist dies sehr schwierig.  

Eine Bewegung wird bei den nächsten Wiederholungen immer kleiner. Ohne es zu merken, stehst du schief da oder bekommst die Übung gar nicht mehr richtig hin. Deshalb vermittle ich meine Übungen gerne im Video-Format. So hast du immer meine Stimme im Ohr, die dich korrigiert. 


Nicht die richtige Übung

Parkinson hat tausend Gesichter, heißt es so schön. Deshalb ist es wichtig, genau zu überlegen, welche Übung sinnvoll ist und welche einfach nur angenehm. Die Übungen aus deinem Trainingsplan sollten zu dir, deiner körperlichen Situation und deinem Ziel passen.


Falsches Timing

Parkinson-Symptome können von Tag zu Tag und Stunde zu Stunde schwanken. Dies solltest du im Training berücksichtigen. Bleibe daher mit deinem Trainingsplan sowie deinen eigenen Erwartungen flexibel

Ein Training im Off sollte nicht zur Folter werden. Eine angenehme Morgenroutine hingegen lässt dich leichter in den Tag starten.


Fehlende Pause/ zu wenig Erholungsphasen einplanen:

Zu denken, der Körper müsste immer bereit und fähig zum Training sein, ist falsch. Der Körper braucht nach einer hohen Anstrengung eine Erholungsphase. In der Regel dauert diese 24-48 Stunden bei gesunden Menschen. 

Wie lange sie bei dir tatsächlich dauert, kann ich pauschal nicht beurteilen. Wichtig ist aber: Plane Erholungszeiten ein und rechne damit, dass du mal einen schlechten Tag haben wirst.


Nicht trainierbar:

Aufgrund von weiteren Erkrankungen, Entzündungen, Nährstoff- oder Schlafmangel kann dein Körper mit Parkinson zeitweise nicht trainierbar sein. Manchmal hilft es, die Erwartung herunterzuschrauben. Manchmal muss das Training hieran angepasst werden, um den Körper nicht zu überfordern. Oder es braucht auch vorab andere Maßnahmen. Besprich dich gerne mit deinem Arzt oder Therapeuten vor Ort. Für die Mitglieder des Online-Trainingsbereichs bin ich im Trainingsbooster natürlich auch ansprechbar.


Schmerzen

Richtig ausgeführte Übungen können Schmerzen lindern. Manche Übungen oder Bewegungen sind aber bei Schmerzen tabu. Auch die gängige Methode, in die Schmerzen hineinzugehen, kann zum Problem werden. 

Ein Tipp: Wenn du merkst, dass deine Schmerzen sich mit deiner bisherigen Methode nicht verändert haben, solltest du etwas anderes ausprobieren. Solltest du selbst keinen Rat mehr wissen, zögere nicht, dir Unterstützung zu suchen. Mit Bewegung läuft’s! 


Fehlender Fokus/Achtsamkeit

Bei Parkinson brauchst du deine volle Aufmerksamkeit zum Üben. Ohne diese erhöhst du z. B. die Sturzgefahr. Außerdem kannst du den Effekt der Übung nicht voll ausschöpfen. Die Ausführung der Übung kann während des Übens schlechter werden. Auch auf deine Haltung solltest du dich konzentrieren. Mit bewusstem Atmen kannst du das parasympathische Nervensystem aktivieren. Das tut deinem Gehirn gut und kann deine Stimmung verbessern und die Erschöpfung senken. Besonders die nicht-motorischen Symptome lassen sich durch Übungen oder Sportarten, bei denen bewusst geatmet wird, beeinflussen.


Angst oder Glaube es nicht schaffen/richtig machen zu können

Immer wieder erlebe ich sehr engagierte und aktive Parkinson-Erkrankte, die kritisch sind. Die einen sind eher unsicher und haben Angst, etwas falsch zu machen. Die anderen glauben nicht, dass sie es schaffen können und dass ein bisschen etwas bringen kann. Am Ende trainieren sie nicht oder zu selten. Und damit sind wir beim eigentlichen Problem angekommen.

Nur du bist 24 Stunden am Tag und 7 Tage pro Woche mit dir zusammen. Den größten Einfluss auf den Verlauf der Parkinson-Krankheit hast du selbst

Du entscheidest, wann du welche Medikamente einnimmst und welches Essen du isst. Du kontrollierst deine Schlafhygiene. Du bist aktiv oder sitzt lieber auf dem Sofa. Deine Gefühle verändern die Chemie in deinem Körper und natürlich damit auch in deinem Gehirn. Das kann im Guten sein oder im Schlechten. 


Woran du erkennst, ob dein Parkinson-Training gut funktioniert

Sicherlich fragst du dich jetzt, woran du erkennst, dass dein Parkinson-Training zu dir passt und richtig dosiert ist!

Tatsächlich gibt es ziemlich eindeutige Anzeichen.


Alles ist gut:

  • Es geht dir gut und du merkst, dass dich das Training weiterbringt.
  • Die Medikamente scheinen zu stimmen.

Du solltest dein Training überdenken, wenn:

  • Du hast das Gefühl, dass die Medikamente nicht mehr stimmen.
  • Du bist ständig erschöpft, unmotiviert oder kannst dich schlechter bewegen.
  • Obwohl du in Bewegung bist, hat sich dein Zustand verschlechtert.

Natürlich kannst du beim Üben immer etwas besser machen. Du solltest sogar regelmäßig die Reize bzw. Übungen verändern. Bei einem gleichbleibenden Reiz baut dein Körper nämlich trotzdem ab.

Überdenke bitte dein Training, wenn du merkst, dass die Medikamente nicht mehr stimmen. Dann meine ich damit nicht: Du brauchst gar nicht erst zum Arzt zu gehen. 

Im Gegenteil: Ich befürworte einen guten Kontakt zu deinem Arzt!

Aus Erfahrung weiß ich, dass sich viele Verschlechterungen mit dem Anpassen des Trainings sehr schnell abschwächen lassen. Bzw. oft hat ein Vernachlässigen des Trainings zu der Verschlechterung geführt. Du bist weniger Fahrrad gefahren, weil es geregnet hat. Du warst oft krank und bist nicht zum Üben gekommen. 

Wenn du also merkst, dass es dir nicht gut geht oder du unzufrieden bist:

Passe sofort dein Training in sinnvollen Schritten an und geh zur Sicherheit zum Arzt. Warte aber bitte nicht endlos lange auf einen Termin beim Neurologen, bevor du dich mehr oder besser bewegst.

Behandlungsmöglichkeiten voll ausschöpfen

bewährtes Bewegungstraining | wissenschaftlich fundiert | Krisen vermeiden

Lerne Schritt für Schritt Übungen, mit denen du selbst deine Beschwerden lindern und fit bleiben kannst.

Die Videos sind jederzeit mit wenigen Klicks verfügbar.

Hast du dann noch offene Fragen? Dann bekommst du im Trainingsbooster fundierte Antworten.

Silke van Beuningen - Physiotherapeutin (B)

Silke van Beuningen - Physiotherapeutin (B) 


Zwei Probleme beim Training mit Parkinson

Das Training bei Parkinson ist kein Sprint. Es ist ein Marathon. Viel zu oft kommen Erkrankte erst zu mir, wenn es schon überall brennt. Der Rücken schmerzt. Das Gehen im Haus klappt kaum noch. Und die Verzweiflung, wie der Erkrankte überhaupt alleine zu Hause weiterleben kann, sitzt im Nacken.

Natürlich kannst du lange mit Parkinson gut leben und irgendetwas an Sport machen. Das wird dir helfen. Doch irgendwann gibt es für jeden Parkinson-Erkrankten wichtige Lektionen zu lernen.


Zum Beispiel:

Wie teilst du dir die Energie ein?

Wie kannst du am besten mit der Erkrankung im Alltag umgehen?

Wie kannst du die Verspannungen und Schmerzen lindern?

Wie bewahrst du dich vor Stürzen?


Wenn du diese und andere Lektionen früh lernst, dann kannst du in der Krise schnell und sicher handeln. Lernst du sie erst, wenn es dir schlecht geht, fällt es dir wahrscheinlich schwerer.

Außerdem wirken viele Übungen prophylaktisch. Mit Gleichgewichtsübungen bekommst du mehr Sicherheit. Du kannst das Gleichgewicht schulen und damit das Sturzrisiko senken.

Indem du deine Muskeln beweglich hältst und den Druck auf die Gelenke reduzierst, entlastet du diese. Dadurch treten weniger oder später zusätzliche Erkrankungen auf.

Dein Gehirn freut sich über die Herausforderungen. Verknüpfungen werden neu gebildet und bleiben besser in Schuss.

Dein Herz-Kreislaufsystem bleibt gefordert, wodurch es ebenfalls weniger Probleme gibt.


Daher ist meine Empfehlung: Fang früh genug an zu üben!

Und weil ich weiß, dass das Üben nicht so einfach ist, rate ich dir auch, dir Unterstützung zu suchen.

Vielleicht ist dein Physiotherapeut schon super. Aber hilft er dir auch bei der Erstellung deines Trainingsplans? Ermuntert er dich, täglich selbstständig zu üben? Gibt es dir genug Unterstützung an die Hand, um dies zu tun? Ist er als Physiotherapeut und bezogen auf Parkinson erfahren genug?

Bitte hol dir professionelle Hilfe, um das Beste aus deinem Training herauszuholen und so lange wie möglich fit und aktiv zu bleiben.